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Perseveranz
 
Perseveranz (Beharrlichkeit, Ausdauer) beschreibt im kriminologischen Sinne das Festhalten eines Täters an einem bestimmten Deliktbereich und an einer bestimmten Vorgehensweise bei der Tatausführung (modus operandi).
Bereits seit dem 15. Jahrhundert gibt es verschiedene Aufzeichnungen über Delinquenten, die ihre Tat nach stets dem gleichen Muster wiederholen. In einem kriminalistischen/kriminologischen Kontext wurde diese Beobachtung jedoch im deutschsprachigen Raum erstmals von Robert Heindl in seinem Werk "Der Berufsverbrecher" 1912 verwendet und als Perseveranz bezeichnet. Aufgrund seiner Erfahrungen als Kriminalbeamter ging Heindl davon aus, dass Berufsverbrecher ihre Delikte in der Regel stets in denselben Bereichen und nach derselben Arbeitsmethode verüben. Aus dieser Annahme leitet er die Notwendigkeit eines zentralen kriminalpolizeilichen Melderegisters nach englischem Vorbild ab, mit dessen Hilfe die Aufklärung von Straftaten verbessert werden könnte. Mittels der dort registrierten Details der Tatbegehung sollte es möglich sein, bei einer Wiederholung von der Tat auf den Täter zu schließen. Diese Annahme (Perseveranzhypothese) wurde bis in die 1950er Jahre weitgehend kritiklos übernommen und diente als ideologische Grundlage für den Aufbau und die Existenz verschiedener polizeilicher Meldesysteme (z.B. KPMD, INPOL).

Im Ergebnis verschiedener empirischer Untersuchungen kommt es ab den 1960er Jahren zu einer zunehmend kritischen Betrachtungsweise. Ein perseverantes Verhalten von Mehrfachtätern konnte nur selten und in der Regel lediglich als temporäres Festhalten an einem Deliktbereich und einer bestimmten Begehungsweise festgestellt werden. Auch eine Abschwächung der These durch eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Perseveranztypen konnte nur zu partiellen Nachweisen eines perseveranten Verhaltens führen. Insbesondere neuere Studien widerlegen die Perseveranzhypothese und stellen einen Trend zum deliktunspezifischen Mehrfachstraftäter fest.
Nichtsdestotrotz wird in der Kriminalistik weiterhin an der Perseveranzhypothese als "Erfahrungstatsache" festgehalten. Einige Autoren passten die Definition von Perseveranz den empirischen Befunden an und verstehen nunmehr unter Perseveranz ein temporäres Festhalten an bestimmten Delikten und Arbeitsweisen.

Literatur: Rudnitzki, K. 2006 Perseveranz bei Einbrechern. Hamburg
Oevermann, U., Schuster, L., Simm, A. 1985 Zum Problem der Perseveranz in Deliktyp und modus operandi. Wiesbaden
Weschke, E. (Hg.) 1983 Modus operandi und Perseveranz. Berlin


Schlüsselwörter:
Kriminalpolizeiliche Meldesysteme
Mehrfachstraftäter
Modus operandi

Kari-Maria Karliczek
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