Häufigkeitszahl (Hz), Kriminalitätsbelastungszahl (KBZ), Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ) Um Aussagen über das Ausmaß und die Entwicklung der registrierten, also der Polizei bekannt gewordenen Straftaten zu ermöglichen, erstellt das
Bundeskriminalamt jährlich die
Polizeiliche Kriminalstatistik (
PKS). Neben einer Auflistung der innerhalb eines Jahres von der Polizei erfassten Straftaten in unterschiedlichen Tabellen errechnet sie auch Verhältniszahlen, sog. Kriminalitätsquotienten, die der vergleichenden Beurteilung der Kriminalität dienen. Neben der oft zitierten Aufklärungsquote zählen auch die Häufigkeitszahl (HZ), die Kriminalitätsbelastungszahl (KBZ) und die Tatverdächtigen-belastungszahl (TVBZ) dazu.
Häufigkeitszahl
Die Häufigkeitszahl wird benutzt, um das Verhältnis zwischen Einwohner und begangenen Straftaten insgesamt oder im Hinblick auf eine bestimmte Deliktsart, z.B. Diebstahl, auszudrücken. Hierzu dividiert man die Zahl der bekannt gewordenen Fälle insgesamt oder einzelner Deliktsarten durch die jeweilige Einwohnerzahl und errechnet sie dann auf 100 000 Einwohner.
erfasste Fälle x 100.000
HZ = -------------------------------------------
Einwohnerzahl
Dabei stützt man sich auf die jeweils aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Bevölkerung in Deutschland (Stichtag ist der 1. Januar des Berichtsjahres). Die Aussagekraft der so errechneten Zahl wird jedoch dadurch beeinträchtigt, dass hier nur das sog. Hellfeld der Straftaten als Grundlage dient. Alle Delikte, die der Polizei nicht beanzeigt bzw. nicht durch deren eigenständige Ermittlungen aufdeckt werden, können nicht berücksichtigt werden. Gerade in Deliktsfeldern mit hohem Dunkelfeld, wie z.B. Drogenkriminalität oder auch Kindesmisshandlungen, können daher Veränderungen im
Anzeigeverhalten schnell zu einer höheren oder auch niedrigeren Häufigkeitszahl führen, ohne dass sich die tatsächliche Kriminalität verändert hat.
Hinzu kommt, dass verschiedene Personengruppen, wie Stationierungsstreitkräfte, ausländische Durchreisende, Touristen, Besucher und grenzüberschreitende Berufspendler sowie Nichtdeutsche, die sich illegal im Bundesgebiet aufhalten, dabei nicht berücksichtigt werden, weil diese nicht in der Bevölkerungsstatistik enthalten sind. Hierdurch kann es zu Verzerrungen im Vergleich zwischen Gebieten kommen, die beispielsweise unterschiedlich stark von Touristen oder aufgrund ihrer Entfernung zur Grenze von ausländischen Durchreisenden und Pendlern frequentiert sind.
Kriminalitätsbelastungszahl/Tatverdächtigenbelastungszahl
Die Kriminalitäts- oder auch Tatverdächtigenbelastungszahl drückt das Verhältnis zwischen den ermittelten Tatverdächtigen und der Bevölkerung aus, errechnet auf jeweils 100.000 Einwohner des entsprechenden Bevölkerungsteils, jeweils ohne Kinder unter 8 Jahren. So lässt sich die Kriminalitätsbelastung der Jugendlichen, der Erwachsenen, der Frauen, der Männer usw., jeweils im Verhältnis zu ihrem entsprechenden Bevölkerungsanteil errechnen.
Tatverdächtige ab 8 Jahren x 100.000
TVBZ = ------------------------------------------------------------
Einwohner ab 8 Jahren
Der Verzicht auf Kinder unter acht Jahren begründet sich in der Erhaltung der Aussagefähigkeit dieses Kriminalitätsquotienten. Würde man die relativ geringe Zahl von kindlichen Tätern unter acht Jahren berücksichtigen, müssten auf der anderen Seite sämtliche Kinder unter acht Jahren zur Einwohnerzahl hinzugerechnet werden. Aufgrund der nur geringen Relevanz dieser Gruppe als Straftäter im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil würde dies bei der Errechnung der Tatverdächtigenbelastung insgesamt zu einer erheblichen Verzerrung führen. Es muss weiterhin berücksichtigt werden, dass in die Errechnung nur das sog. Hellfeld, d. h. die der Polizei bekannt gewordenen Straftaten, einfließt und davon auch nur die aufgeklärten Taten Berücksichtigung finden können.
Eine weitere Einschränkung der Aussagekraft beruht auf Lücken in der Bevölkerungsstatistik, die bestimmte Teile der Bevölkerung, wie Streitkräfte, Touristen etc. nicht erfasst (s. hierzu auch Häufigkeitszahl.
Quellenangaben/weiterführende Literatur:
- Heinz, Wolfgang (1999). Kriminalität von Deutschen nach Alter und Geschlecht, Konstanz, (Internet-Publikation: www.uni-konstanz.de/rtf/kik/deutsche.htm , Stand: 1.7.1999)
-
Bundeskriminalamt (2010).
Polizeiliche Kriminalstatistik 2009 Jahrbuch, Wiesbaden S. 14 ff (Internet-Publikation: http://www.bka.de/pks/pks2000/vorbem.html, Stand 01.04.2011)
- Schwind, Hans-Dieter (2010). Kriminologie. Eine praxisorientierte Einführung mit Beispielen. Bochum, § 2, Rnr. 15 ff
Birgit Rauber