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Kriminologische Literaturdokumentation in Deutschland
 
Eine zuverlässige und umfängliche Dokumentation der Fachliteratur ist für alle Wissenschaftsgebiete unverzichtbar, um in der Flut von Informationen diejenigen schnell und effektiv herausfiltern zu können, die für die eigene wissenschaftliche Arbeit von Bedeutung sind. Aus dokumentarischer Sicht stellt die Kriminologie eine besondere Herausforderung dar. Durch ihre interdisziplinäre Ausrichtung befindet sie sich im Schnittfeld von anderen Wissenschaften (Rechtswissenschaften, Soziologie, Psychologie, Psychiatrie, Politologie u.a.). Kriminologische Literaturdokumentation hat die Aufgabe, hier für eine thematische Zusammenführung und Wissensaufbereitung zu sorgen und die relevanten Informationen in einem Recherchesystem für die gezielte Suche inhaltlich aufbereitet zur Verfügung zu stellen. Zurzeit gibt es in Deutschland drei Datenbanken, die sich kriminologischer Literaturdokumentation widmen.

KrimDok - bibliographisches Nachweissystem kriminologischer Literatur

Inspiriert durch die "Excerpta Criminologica", einem gedruckten Abstractdienst der internationalen "Excerpta Criminologica Foundation" wurde 1963 am Institut für Kriminologie an der Universität Heidelberg von Prof. Dr. Heinz Leferenz die sog. "Heidelberger Dokumentation der deutschsprachigen kriminologischen Literatur" gegründet. In Kooperation mit anderen Instituten sollte eine umfassende Dokumentation kriminologisch relevanter Literatur erstellt werden. Damals noch nicht mit den heutigen technischen Möglichkeiten ausgestattet, wurden die Literaturdaten bibliographisch und systematisch aufbereitet und auf Katalogkarten gedruckt, die bis Mitte der 80erJahre zwar Katalogschränke füllten, aber nach heutigen Maßstäben eher bescheidene Recherchemöglichkeiten boten. Dennoch war der Grundstein gelegt für die erste große deutschsprachige Literaturdokumentation im Bereich der Kriminologie.
Nachfolger der Heidelberger Dokumentation wurde 1990 KrimDok, ein elektronisches Dokumentationssystem des Instituts für Kriminologie der Universität Tübingen in ständiger Kooperation mit dem Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg. KrimDok als Datenbank ist eng mit dem Tübinger Institutsleiter Prof. Dr. Hans-Jürgen Kerner verbunden, der bereits Mitte der 70er Jahre die Grundlage für einen kriminologischen Thesaurus legte. Von 1980 bis 1989 wirkte er maßgeblich an der Heidelberger Dokumentation mit und leitet nun das Nachfolgesystem KrimDok. Bis 1998 beteiligten sich am Dokumentationsverbund die Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen (Prof. Dr. Thomas Feltes) sowie das Institut für Kriminologie, Heidelberg (Prof. Dr. Dieter Dölling). Letzteres ist auch heute noch als Kooperationspartner tätig.
Mittlerweile umfasst die Datenbank etwa 145.000 Nachweise kriminologischer Literatur aus dem In- und Ausland. Für die in Deutschland erschienene Literatur wird weitgehende Vollständigkeit angestrebt, deutschsprachige Literatur aus Österreich und der Schweiz ist selektiv nachgewiesen. Nachgewiesen sind neben Monographien vor allem Aufsätze aus Zeitschriften und auch aus Sammelwerken. Im Bereich der fremdsprachigen Literatur kann KrimDok auf einen umfangreichen Datenfundus verweisen, der den Beständen des Schwerpunktes Kriminologie an der Universitätsbibliothek Tübingen zu verdanken ist und die Dokumentation um ausländische kriminologische Literatur erweitert. Dieser Bibliotheksschwerpunkt Kriminologie wurde 1969 eingerichtet, als der Universität Tübingen ein DFG-finanzierter Sonderforschungsbereich in Aussicht gestellt wurde. Obwohl der Sonderforschungsbereich sich nicht etablieren konnte, wurde der Bibliotheksschwerpunkt Kriminologie weitergeführt. Der Gesamtbestand von KrimDok ist unter http://krimdok.ifk.jura.uni-tuebingen.de/ nach bibliographischen Suchbegriffen (Suche nach Autor oder Titelstichworten) und auch nach sachlich-inhaltlichen Kriterien (Suche über Deskriptoren) recherchierbar.

COD - Computergestütztes Dokumentationssystem für Literatur des Bundeskriminalamtes

Seit 1974 betreibt das Bundeskriminalamt das "computerunterstützte Dokumentationssystem für Literatur" - COD-Literatur. Die COD-Datenbank ist im Rahmen des polizeilichen Informationsnetzes EXTRAPOL für einen zugriffsberechtigten Benutzerkreis online zugänglich. Dazu gehören Landeskriminalämter, Polizeifachhochschulen, die Deutsche Hochschule für Polizei sowie alle an EXTRAPOL angeschlossenen Polizeibehörden des Bundes und der Länder.
Erschlossen wird polizeirelevante kriminalwissenschaftliche Literatur, darunter findet sich auch ein erheblicher Anteil an kriminologisch relevanten Dokumenten. Nachgewiesen sind Zeitschriftenaufsätze und Aufsätze aus Sammelwerken sowie aus Tagungsschriften. Hierfür werden ca. 120 Fachzeitschriften sowie ausgewählte Schriftenreihen ausgewertet, d.h. diese werden mit Deskriptoren nach einem eigens entwickelten Thesaurus sowie einem den Inhalt beschreibenden Abstract versehen. Die Datenbank COD umfasst etwa 64.000 Nachweise ab dem Erscheinungsjahr 1950.
Erstmalig stellte COD im Jahre 1982 anlässlich der Herbsttagung des Bundeskriminalamtes eine Literaturauswahl zum Tagungsthema aus ihrer Datenbank zur Verfügung. Nach einer Unterbrechung von 1993 bis 2003 hat die Dokumentationsstelle dieses Verfahren wieder aufgenommen und veröffentlicht seither in der von ihr herausgegebenen COD-Literatur-Reihe Literaturzusammenstellungen zu den Themenschwerpunkten der jährlichen Herbsttagungen des BKA.

KrimLit - Kriminologische Literaturdokumentation der Kriminologischen Zentralstellen e.V.

Eine weitere kriminologische Literaturdokumentation wird von der Kriminologischen Zentralstelle e.V. betrieben, der 1986 eröffneten Dokumentations- und Forschungsstelle des Bundes und der Länder. Grundlage der "KrimLit" genannten Datenbank ist neben den Beständen der KrimZ-Bibliothek die regelmäßige Dokumentation von kriminologisch relevanten Aufsätzen aus wissenschaftlichen Zeitschriften und vereinzelt auch Sammelwerken.
KrimLit umfasst etwa 25.000 Nachweise an Monographien mit Schwerpunkt auf deutschsprachiger Literatur sowie etwa 10.000 Nachweise einschlägiger Zeitschriftenaufsätze. Alle Nachweise sind nach einem einheitlichen kriminologischen Thesaurus erschlossen, die Aufsatznachweise zusätzlich mit einem inhaltsbeschreibenden Abstract versehen. Die Auswertung der etwa 30 relevanten Zeitschriften erfolgt in Kooperation und im Datenaustausch mit dem juristischen Informationssystem juris.
Die Datenbank KrimLit mit ihrem ausdifferenzierten Rechercheinstrumentarium ist bislang nur einem eingeschränkten Nutzerkreis zugänglich. Zwar können die Aufsatznachweise in der Datenbank des Kooperationspartners juris recherchiert werden, allerdings ist eine gezielte Feinrecherche in dem an rechtswissenschaftlichen Bedürfnissen ausgerichteten Datenpool von juris nur begrenzt durchführbar. KrimLit soll in absehbarer Zeit der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Seit einigen Jahren erstellt die KrimZ Fachbibliographien, die sich an den Themen der jährlich stattfindenden Fachtagungen der KrimZ orientieren. Diese Sonderauswertungen aus der kriminologischen Literaturdokumentation stehen unter http://www.krimz.de/bibliographien.html zum Download zur Verfügung.

Zusammenfassung

Im Gegensatz zu KrimDok, das über die umfangreichste Literaturdatensammlung über die deutsche und internationale Kriminologie verfügt, werden von der Kriminologischen Zentralstelle e.V. in Kooperation mit juris nur deutschsprachige Aufsätze nachgewiesen, diese jedoch durch die Erstellung von Abstracts tiefer erschlossen. Insofern können KrimDok und KrimLit als einander ergänzende Dokumentationssysteme angesehen werden. COD verfolgt ebenfalls den inhaltserschließenden Ansatz. Es umfasst zahlreiche kriminologisch relevante Literaturnachweise, trifft jedoch die Auswahl unter polizeibezogenen Gesichtspunkten.

Internetquellen mit Informationen zu den Datenbanken
[Zugriff am 14.3.2008]

COD: http://www.extrapol.de/etc/bka/cod/index.html (Nutzungsbeschränkung s.o.)
Juris: http://www.juris.de
KrimDok: http://www.ifk.jura.uni-tuebingen.de/krimdok/krimdok-info.html
KrimLit: http://www.krimz.de/dokumentation.html

Schlüsselwörter
Kriminologie (Literaturdokumentation) ; KrimDok ; COD ; KrimLit ; juris

Elisabeth Herrmann
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