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Soziologie
 
Der Begriff bedeutet wörtlich: Lehre von der Gesellschaft. Er wurde erstmals von Auguste Comte (1798 - 1857) eingeführt. Soziologie läßt sich als die systematische Analyse der Struktur, Dynamik und der Ergebnisse menschlicher Wechselbeziehungen bezeichnen. Dies umfaßt eine Analyse der Gesellschaft und der sozialen Interaktionen von deren Mitgliedern. Dieser Gegenstand und die zu dessen Erforschung angewandten Methoden verbindet die Soziologie mit anderen Sozialwissenschaften. Sie grenzt sich von diesen jedoch durch ihre spezifischen Fragestellungen, Begriffe und Theorien ab. Die moderne Soziologie ist durch eine Vielzahl von Richtungen gekennzeichnet, so daß man von einer einheitlichen Soziologie nicht reden kann. Die Disziplin läßt sich in Mikro- und Makrosoziologie unterteilen. Die Mikrosoziologie befaßt sich vor allem mit Kleingruppenforschung, während in der Makrosoziologie abstrakte soziale Gebilde (z. B. Organisationen, Kollektivverhalten, Gesamtgesellschaft) oder allgemeine soziale Phänomene (z. B. Armut, Arbeitslosigkeit etc.) untersucht werden. Zu den bedeutendsten Theoretikern dieser Disziplin gehören: Emile Durkheim (1858 - 1917), Max Weber (1864 - 1920), Karl Marx (1818 - 1883) und Talcott Parsons (1902 - 1979).

Ihren Einzug in die *Kriminologie verdankt die Soziologie den Studien von Shaw und McKay, die der *Chicago-Schule angehörten. Mit deren Arbeiten begann in den USA ein grundlegender Wandel in der Betrachtung und Analyse abweichender Verhaltensweisen (*Kriminalgeographie, *Kriminalitätstheorien). Von diesem Zeitpunkt an begann die Soziologie, die amerikanische Kriminologie zu dominieren. Sie entwickelte sich damit in den USA konträr zur europäischen Kriminologie, die von juristisch-medizinischen Fragestellungen dominiert wurde. Für den Bereich abweichendes Verhalten sind vor allem die Entwicklungssoziologie, die Soziologie abweichenden Verhaltens, die Sozialisationsforschung, die Gemeindesoziologie sowie die Organisations- und Rechtssoziologie von Bedeutung. Während die kriminologische Ausbildung in den USA innerhalb der Soziologiefakultäten stattfindet, ist sie in der Bundes-republik bis auf wenige Ausnahmen (z. B. in der GHS Wuppertal) in den juristischen Fakultäten ressortiert. Seit 1984 besteht erstmals die Möglichkeit, im Rahmen eines "Aufbau- und Kontaktstudiums Kriminologie" an der Universität Hamburg einen eigenständigen akademischen Abschluß als Diplom-Kriminologe/-Kriminologin zu erwerben. Dieses Aufbaustudium wird von einem Soziologen (Fritz Sack) geleitet.

Literatur:
- Bellebaum, A.: Soziologische Grundbegriffe. 9. Auflage, Stuttgart 1983.
- Endruweit, G.; Trommsdorff, G. (Hrsg.): Wörterbuch der Soziologie. 3 Bände, Stuttgart 1989.

Entnommen mit freundlicher Genehmigung des Kriminalistik-Verlages Heidelberg aus der gedruckten Version des Kriminologie-Lexikons, Stand der Bearbeitung: 1991

Helmut Janssen
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